Unterwegs mit 634 Flüchtlingen
Erstmals beteiligte sich die Kreiswasserwacht Altötting an einem BRK-Einsatz im Rahmen der Flüchtlingshilfe. Vier Wasserretter aus den Ortsgruppen Altötting, Burgkirchen, Marktl und Töging übernahmen die Begleitung eines Sonderzuges von Passau zum Flughafen Köln/Bonn. Von der Wasserwacht Töging-Winhöring war Max Holzer mit an Bord, der uns seine Eindrücke schildert.
Los ging es für die vier Wasserwachtler um halb sieben am Marktler Bahnhof. Von dort brachte sie ein Fahrzeug der Kreiswasserwacht zum Passauer Hauptbahnhof, wo der Dienst gegen 8 Uhr beginnen sollte. Aufgabe des Wasserwacht-Teams würde hauptsächlich die medizinische Betreuung der mitreisenden Flüchtlinge sein. Glücklicherweise war während des gesamten Einsatzes keine einzige Erste Hilfe-Maßnahme notwendig.
Erste Aufgabe des Teams war es zunächst, den noch leeren Zug mit Wasservorräten in allen Waggons zu bestücken. Bald kamen dann auch die ersten Flüchtlinge, die von Polizisten zum Zug gebracht wurden. Beim Einsteigen sichteten die Wasserwachtler die Reisenden, um schon vorab mögliche medizinische Probleme zu erkennen. Alle Flüchtlinge waren jedoch augenscheinlich in einem guten körperlichen Zustand.
Mit zwei Stunden Verspätung startete „IC 2940“ mit unbekanntem Ziel für die 634 Menschen. Außer den Wasserwachtlern befanden sich noch zwei Zugbegleiter und zwei Mitarbeiter von DB-Sicherheit an Bord. Mehrfache Durchgänge bestätigten den ersten Eindruck von der körperlichen Stabilität der Reisenden. Hauptarbeit war während der Fahrt die Verteilung der in Passau geladenen Essens-Pakete an alle Reisenden. Eine schwierige Aufgabe bei einem mehrere hundert Meter langen Zug. Kurzerhand beteiligten sich auch einige Flüchtlinge an der Verteilaktion und packten tatkräftig mit an.
Im Zug selbst bekamen die Wasserretter das ganze Ausmaß des Flüchtlingsdramas zu Gesicht. Neben vielen jungen Erwachsenen waren auch etliche Familien, bestehend aus Menschen mehrerer Generationen an Bord. Viele Kinder und Babys, aber auch alte Leute zum Teil im Rollstuhl bevölkerten die Abteile. Erschöpft schliefen Manche einfach auf dem Boden. Babys wurden in Ermangelung anderer Möglichkeiten auf den Abteiltischen gewickelt. Insgesamt herrschte eine ruhige Stimmung im Zug. Für Unruhe sorgte zum Teil die Frage: „Wo geht es für uns hin?“
Nach mehreren Halten zum Personalwechsel der Bahn, einmal wegen eines Defekts an der Lok und zweimal wegen gezogener Notbremse erreichte der Flüchtlingszug am Abend den Flughafen Köln/Bonn. Dort wurden die Menschen bereits am Bahnsteig von einem Großaufgebot an Polizisten und Helfern erwartet und weiterverteilt.
Auch die Helfer der Wasserwacht wurden dort in Empfang genommen. Ein Major der Bundeswehr sorgte für ein Abendessen und organisierte die Heimfahrt.
Weit nach Mitternacht erreichten die Helfer mit einem ICE wieder bayerischen Boden am Münchner Hauptbahnhof. Der letzte Zug nach Mühldorf war da schon längst abgefahren, doch eine Kollegin der Marktler Wasserwacht holte das Team mit dem Auto ab.
Ein kurioses Ende fand der mehr als 20-stündige Einsatz am Start- und Zielpunkt in Marktl. Dort angekommen wandte sich ein frierender Mann an die Wasserwachtler mit den Worten: „Please help me!“ Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Flüchtling auf dem Weg nach München.
Pressebericht: